high contrast - high society


als der junge waliser lincoln barret im jahre 2002 unter dem künstlernamen high contrast sein erstes album [high contrast] veröffentlichte, gab es einen postiven schock für die gesamte breakbeat szene des vereinigten königreiches und folgerichtig auch der weltweiten. ein grooveorientiertes breakbeat album mit einer derart vielfältigen und neuartigen musikalischen sprache hatte die welt noch nicht gesehen. ungeahnt viele harmonien, spektakuläre songwriting kunst sowie blütenreine und ausgefeilte beats wob das neugeborene "wunderkind" zu einem album zusammen, welches das genre drum n bass neu belebte. sein sound eroberte europaweit clubs und vor allem genreuntypisch die wohnzimmer. er erreichte viel zuspruch bei den [eher härteres gewohnten] headz, sowie vor allem bei dem weiblichen publikum. das album des newcomers hält bis heute zudem in seiner zunft rekorde der meisten namhaften und genreübergreifender remixe.

erstaunlich und charakteristisch zugleich ist die kraft, die der sound von high contrast entfaltet bzw. versteckt. bei äußerst moderaten tempi [bpm um die 170] erhält man durch sehr "durchgestylte" beats und moderate bässe immer den eindruck es handele sich um ein "entspanntes" lied. während andere acts wie bspw. the prodigy bei deutlich "lahmeren" rock tempo zimmerwände zu sprengen versuchen, agiert high contrast in seinem genre eher als eine art "stealth bomber". geradezu unterbewusst nimmt man die kraft seines sounds wahr, und im club schiebt sich diese dann umso mehr angenehm anregend in den vordergrund. nicht viele im bereich des breakbeats schaffen diese gratwanderung zwischen erfolg im wohnzimmer und den im club. high contrast zelebriert diese kunst, sein sound schien und scheint "abhängig" zu machen.

grosse erwartungen standen somit vor der tür für das folgealbum "high society". handelte es sich damals, bei dem ersten album, welches es sogar in die "all time dance albums" rangliste des international DJ magazine schaffte, nur um einen "genialen moment" oder wird es nur eine single compilation? denn soviel steht fest, lincoln barret "schlief" nicht in den vergangenen zwei jahren. im jahre 2003 veröffentlichte er mit dem "basement track" einen der größten dancefloorfeger des jahres. und auch dieses jahr kündigte er eher wachsende ambitionen mit den releasen "twilight`s last gleaming" und "racing green" an. nicht zu vergessen seine herausragenden remix-arbeiten [influx UK, the streets u.a.].

soviel sei vorab anzumerken, man kann eigentlich einen "erstschlag", der neue akkzente in einem genre setzt nicht einfach toppen, es sei denn man versteht sich eher als zwangsreformator denn als musiker. high contrast ist musiker und dj, und sein zweites album ist eine mixtur von den vermutungen. er bleibt seiner [genialen] linie mit dem album treu, er addiert auch die drei älteren o.g. releases dem album hinzu. doch überrascht und glänzt der waliser mit neun weiteren tracks die - bis auf basement track - eine neue einheit abgeben. diese einheit ist kein konzeptalbum aber eine sammlung verwandter ideen, ein album eben.

wie außergewöhnlich gelungen sein album ist, zeigt er - im stile eines großen - gleich mit dem ersten track. "lovesick" wirkt beinah epochal, dezente beats, vocals und hooklines "haken" sich in diesem siebenminütigen track wechselweise ein. "tutti frutti" betont wieder die gewohnt bekannten "oldschool 80s" bassline samples, die den "ohrwurm" charakter aufdrängen. Man bekommt angst fällt einem auf, dass man gerade die ersten zwei lieder gehört hat, und schon hellauf begeistert ist und zudem den duktus wieder erkennt.

als dritter track folgt die cooperation mit dynamite MC, der albumsnamengeber "high society" ist eine art manifest "this is something special", und ja man merkt hier ist jemand "hochkontrastiges", jemand aus der edelgarde, der schickeria seines metiers am werk. die kurze begegnung mit dem vierten track "brief encounter" offenbart den neuen oder erweiterten stil von high contrast. man mag streicher arrangements aus "it's too late" von the streets am rand hören, und unglaublich harmonisch bis melancholische passagen umgarnen diesen track, wie so manch anderen auf dem album. als wenn er ein paar monate "urlaub" mit den beiden franzosen von AIR verbracht hätte. high contrast scheint zu versuchen die welt mit diesen melodien zu umarmen und "on the fly" beats und grooves der ausgefeiltesten art einzustreuen. "twilight's last gleaming" spricht - oder sprach schon zuvor - diese sprache. "yesterday's colours" - schon wieder diese farbsemantik, als wenn canon oder adobe ihn produzieren würden - ist auch so ein track fürs "herz und heim". die cooperation mit spoonface bei "only two can play" driftet von dieser linie ein wenig ins ragga lager. innerhalb seiner stile erscheint diese "abzweigung" aber nicht etwa prätentiös, sondern ebenso beherrscht und beherrschend wie der rest des werkes. dieses lied wird mit sicherheit die reggae dancehalls auf jahre erobern. noch erstaunlicher ist dabei, dass eine weitere cooperation, "angels and fly" mit nolay, nicht nur ähnlich ragga lastig ist, sondern so etwas wie ragga meets breakbeat version zwei darstellt: ungewohnt rohe hip hop beats, ein gediegener sub bass, knackige female vocals "no man is worth pain" dazu sogar gequält verzerrte gitarren reliefs ergeben den dicken "gangsta-shit" aus uk, mit grooves so tight das es einem die kehle verschnürt. musikschaffende elektronischer couleur, spätestens jetzt wird klar, wer neuer "tabellenführer" ist.

die bereits bekannten lieder wie "basement track" und "racing green" seien nochmals als grundsolide clubhits genannt, doch diese herausraggenden und fast ureigenen qualitäten erheben nun mal eine "high society". lincoln barret gehört einer solchen an und sticht auch hier wieder aus ihr hervor.

ein einziges minus ist diesem album anzuhaften, es gibt nicht wie beim vorgänger eine mix version der tracks als bonus cd. strategisch geschickt wäre sogar eine mix cd beider alben, doch wer zu sehr auf mixing skills abzielt, dem ist der hospital records release "plastic surgery 3" zu empfehlen, auf dem high contrast höchstselbst sich als dj und das label in seiner vielfalt [auf der add-on cd] eindrucksvoll präsentiert.

wer also das erste album von ihm besitzt, der sollte beim zweiten nicht einen moment zögern, wer seinen sound erst beim zweiten album wahrnimmt dem sei das erste album dringend ans herz gelegt. wer high contrast noch nicht kennt, dem sollten mit dieser plattenkritik augen, ohren und - im besten fall - auch die geldbörse geöffnet werden.



"racing green" || "angels and fly" || "only two can play"



der wohl packendste longplayer release des jahres! ein unbedingtes muss für jeden breakbeat freund, alle daumen schnellen nach oben!

[
jw]



Release: 04.10.2004 || Label: Hospital Records
|| Vertrieb: Groove Attack

publiziert am: 28.09.2004







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