fatboy slim - palookaville


über fatboy slim a.k.a. norman cook gibt es nicht mehr viel zu sagen, außer vielleicht, dass er sich notorisch von deutschland fernhält und nur gelegentlich am rande freunde wie timo maas im tribehouse zu neuss [2002] beglückt. der ehemalige "housemartin" und big beat papst hatte sich zuletzt zurückgehalten in sachen neuproduktionen. auf seinem, doch alles in allem, eher enttäuschenden vorgängeralbum "halfway between the gutter and the stars" [2000] schien sein einzigartiger samplewahn und sein kreativpotential eher richtung "gutter" zu streben. es folgte die brighton beweihräucherung "live on brighton beach", die in erster linie die dj-skills des herrn cook präsentierten, und dazu den englischen trink- und badeort brighton am ärmelkanal weltweit vermarkteten.

vier jahre danach fand sich fatboy slim nun wieder in dem phantasieort "palookaville". in dieser pleasantville-variante stimmt die welt noch. gute laune und sonnenschein scheinen dem album zu entströmen. wieder kramt der fc-brighton-anteilseigner norman cook in seiner immensen plattensammlung und bemüht so manchen "hippie-track" zurück in das 21. jahrhundert.

die "long-hair-freaky people" schlagen gleich im ersten track "don't let the man" eindrucksvoll zurück. eine gediegene würzmischung von breaks und hoch- gepitchten vocals seien auch mit dabei. es folgt die erste single auskoppelung "slash dot com". die surf guitar und penetrante verhackstückte vocal fetzen gefallen aber nur für einen moment und sedimentieren sich schnell zu dem track ab, den man am ehesten aus der cd rausschmeissen möchte. die strategie der vermarktung mit der wahl dieses tracks als ersten outtake bleibt zunächst ebenso unreal wie der ort palookaville.

schon im nächsten track findet man aber wieder anschluss an die strand- atmosphäre. lateef singt popschwülstig von der "wonderful night". ein track mit ohrwurm charakter, der ein zurückhaltende portion coolness aufweist, als so mancher werbungsjingle dienen mag, und dem als einziger makel die signatur des norman cook hochgradig abhanden kommt. aber stichwort werbung, der übernächste track "long way from home" hämmert dem hörer gleichzeitig die o2 werbung in den kopf. entwöhnt man sich von dem gedanken reiner calmund, anke engelke oder sauerstoffblasen vor dem auge zu haben entdeckt man in dem track schon ein deutliche spur mehr norman cook. rund aber doch minimal dreckig präsentiert sich der sound dieses tracks.

die retro manie[r] zieht sich weiter durch das album. "put it back together" oder ach was waren das für schöne zeiten. aber immer ist jeder track bemüht die stimmung nicht ganz gleichförmig verkommen zu lassen. seien es wilde beat passagen, scratch einlagen wie bei "mi bebe masoquista" oder pitch und rückspul einlagen oder unerwartete synth abschnitte wie bei "north west three". so manches plattenknistern schlummert zudem immer am rande und deutet wiederum auf den retrowillen des albums, aber auch auf seine gewollte prise schrulligkeit.

ein ausnahme bildet hier neben dem ".com bandwurm" auch das stück "jin go la ba", welches sich eigentlich am ehesten anbietet für einen single outtake. ein karibischer house knaller scheint dem stück innezuwohnen. der erste und einzige track des albums, der das prädikat "tanzbar" trägt. als gelungenste zusammen- arbeit gilt der letzte track zu nennen. niemand anders als der glam & glitter funk pate bootsy collins steuert die vocals zu dem klassiker "the joker" bei, welcher auch vor wenigen jahren mit "the grosser" von fettes brot seine wiedergeburt erlebte. wirklich hübsch präsentiert sich dieser "freak of the week" track.

und doch scheint das album sich der masse anzunähern und nach einer "big beat diät" ein tribut an alte schräge lieder und zeiten zu sein. irgendwie schön und rund hört es sich an, aber an vielen stellen auch wie ein album eines ambitionierten newcomers. der charakteristische anteil eines norman cook und eine ordentliche packung tanzbarkeit verstecken sich teilweise hinter den sanddünen von "palookaville".

palookaville kommt cool und elegant daher wie ein schöner sommerabend am strand, lässt platz für nostalgie und gefühl, bleibt aber alles in allem soft und entspannt.




don't let the man || jin go la ba || the joker



elegante schonkost. easy listening der modernen zeit mit manchen ausbrechern.

[jw]



Release: 04.10.2004 || Label: Skint || Vertrieb: Sony Music

publiziert am: 08.10.2004







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