der kurzfilm lebt - das filmfest 2004 an der uni düsseldorf

[01.12.2004]


drei tage lang konnte man sich in der philosophischen fakultät der uni düsseldorf fast fühlen, als wäre man im kino, oder gar auf einem internationalen filmfestival. grund für dieses gefühl war das zweite filmfest der heinrich heine universität düsseldorf.
nach der erfolgreichen premiere im jahr 2003 war es keine frage, ob es in diesem jahr zu einer neuauflage kommen würde.
wieder wies ein roter teppich zum ort des geschehens, dem konrad-henkel hörsaal, wehte ein angenehmer duft frischen popcorns durch die sonst eher verraucht riechende philosophische fakultät.
nach 70 eingesandten filmen im letzten jahr mussten die filmfest veranstalter in diesem jahr aus über hundert filmen eine auswahl treffen. die 36 besten wurden dann im wettbewerb gezeigt.

die pure lust am medium film war der einzig wahre grund, weswegen sich studierende der medien- und kulturwissenschaften vor mehr als einem jahr aktiv damit beschäftigten, ein filmfest an der uni in düsseldorf zu organisieren. in diesem jahr ging das fest in die zweite runde. auch dieses mal sollten wieder kurzfilme junger filmemacher gezeigt werden, die es sonst vielleicht schwer haben würden, eine präsentationsplattform zu finden.
aus den mehr als hundert einsendungen wurden schließlich 42 an den drei filmfesttagen aufgeführt, sechs davon außerhalb des wettbewerbs. die 36 wettbewerbsbeiträge stritten auch in diesem jahr wieder sowohl um die gunst des publikums, als auch um die der jury, gab es doch einen publikumspreis und eben den preis der jury.
für den publikumspreis konnten die besucher der 6 filmblöcke an den ersten beiden tagen jeweils nach einem block per stimmkarte abstimmen. der jurypreis wurde von einer fünfköpfigen jury bestimmt, in der nicht nur leute vom fach, wie der filmregisseur sinan akkus und anna fantl von der filmstiftung nrw saßen, sondern auch eine studentin aus düsseldorf, ein lektor der produktionsgesellschaft endemol und der studienkoordinator der medien- und kulturwissenschaften, timo skrandies.

die jury war um ihre aufgabe wahrlich nicht zu beneiden, war das niveau der wettbewerbsbeiträge doch außergewöhnlich hoch. auch wenn die technik besonders am ersten tag nicht immer mitspielte, hatte man schon nach dem eröffnungsfilm vergessen, dass man sich auf einem kleinen universitären filmfest befand. der film "in die ferne schreiben", der außerhalb des wettbewerbs lief, weckte hohe erwartungen, die im laufe der folgenden tage nicht enttäuscht wurden.

nahezu alle filme bestachen durch eine professionalität, wie man sie eigentlich bei einem festival erwarten würde, auf dem die großen der branche ihre filme präsentieren. sowohl in der kameraführung, filtertechnik und im arrangement als auch in der auswahl und leistung der schauspieler konnten die filme überzeugen.

auch thematisch waren die gezeigten kurzfilme breit gefächert. vom animationsfilm in stop motion technik, einer technik in der etwa die alten godzilla filme gedreht wurden, über bewegende reportagen bis hin zur abgedrehten komödie war alles vertreten.

wie schwer es die jury hatte, einen gewinner zu ermitteln, zeigte sich an der dauer der beratung. noch eine knappe stunde vor der geplanten offiziellen bekanntgabe der gewinner am freitagabend war sich die jury nicht einig, welcher film den ersten preis verdient hatte.
gewonnen hat schließlich "plus" ein animierter kurzfilm von jens diemer und patrick fell über ein ehepaar, das am ende des lebens noch einmal zurückblickt auf das, was gewesen ist. dabei fuhr eine kamera eine fotostrecke an der wand des schlafzimmers ab, in dem sich das ehepaar befand. für einen kurzen moment begannen sich diese bilder wieder zu bewegen, als würde das gezeigte in einem kurzen erinnerungsblitz zurückkehren. ein ganzes leben in vier minuten, am ende des films ist auch das ehepaar selbst nur noch eine erinnerung.

wie schon im vergangenen jahr war auch 2004 das publikum anderer meinung als die jury. mit "fliegenpflicht für quadratköpfe" gewann ein film des berliners stephan müller. der protagonist ist 22 jahre alt und hat "das blicken an die decke gewaltig satt". er entdeckt daher ganz neue "unkonventionelle langeweileverscheuchungsmethoden". gezeigt werden immer wieder werbeplakate, in deren gezeigte situationen eingestiegen wird. der film verzichtet dabei jedoch auf aufwendige digitale morphingeffekte, sondern besinnt sich auf die analogen fähigkeiten der kamera und besticht durch geschickt gewählte bildausschnitte, in denen nicht alles so ist, wie es zu sein scheint. inmitten anderer produktionen auf einem sehr hohen technischen stand gewinnt also ein film die gunst des publikums, der technisch gänzlich zurückgefahren daherkommt.

der qualität der kurzfilme standen auch die zwischensequenzen des filmfest teams in nichts nach. mit dem computer perfekt animiert tauchte immer mal wieder der filmprojektor aus der plakatwerbung des filmfestes auf der weißen wand des hörsaals auf. in kleinen fortsetzungsfilmchen wurde die jagd des sympatischen projektors nach einer filmrolle gezeigt, die im eifer des gefechts in einen lüftungsschacht geraten war.

ein eindruck bleibt in jedem fall nach dem ende der zweiten ausgabe des filmfestes, der deutsche film verfügt über eine vielzahl hochtalentierter filmemacher. nur gibt es leider viel zu wenige veranstaltungen von der art des filmfestes, wo die filme dieser menschen gezeigt werden könnten, bevor sie einer größeren öffentlichkeit bekannt sind.

vielleicht setzt sich das beispiel des filmfestes an der heinrich heine universität ja auch woanders durch. an qualitativ hochwertigen filmen sollte es nicht mangeln. wir freuen uns schon jetzt auf die dritte ausgabe des filmfestes im herbst 2005.

[mw]


ausgewählte filme im einzelnen



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PLUS ::: gewinner des jury preises
Fliegenpflich für Quadratköpfe ::: gewinner des publikumpreises