spinnen, katzen, racheengel - das geschäft mit den comic verfilmungen

[08.09.2004]


"manchmal bin ich gut - rrrrr - wirklich gut", gewiss diese form der obligatorischen abschliessenden selbstdefinition des superhelden hat mehr stolz als pathos, aber catwoman ist nunmal eine frau, die ihre krallen braucht im reigen der vorwiegend männlichen comicfiguren. dabei vereint sie in schöner bis abgedroschener jekyll/ hyde manier als charakter gut und böse. katzengleich verfügt sie über kraft und anmut, eleganz und akrobatik, aber auch eine merkliche portion reudigkeit und "sprungbereitschaft" findet sich in dieser "mieze" wieder.

was wie ein geschlechterkampf in der comicszene beginnt, verläuft sich schnell in unfreiwillige selbstironie. die frau die auszieht um den männer das fürchten lehren, um ihnen vermeintliche dominanz abzutrotzen, findet ihren "superbösewicht" in den reihen ihres eigenen geschlechts. um aber der ironie auch noch die haube der lächerlichkeit aufzusetzen rettet sie nicht die ganze welt, sondern primär das weibliche geschlecht vor beauty- und faltencremes mit entstellenden bis lebensbedrohlichen folgen. ihren höchst "ehrenhaften" siegeszug besteht sie verkaufswirksam mit durchtriebener hochglanz optik und schmiegt sich dabei formvollendet in themenverwandte bis bedrohlich offenherzige leder catsuits.

catwoman ist mit sicherheit nicht der bekannteste comic charakter, mit sicherheit auch nicht der beliebteste, aber die urbarmachung der figur als filmvorlage markiert einen weiteren höhepunkt im comic verfilmungs wahn. der trend der comicverfilmungen, der im sommer 2002 mit "spiderman" einen historischen höhepunkt erreichte, indem er mit über 405 millionen besuchern die jahrescharts in den usa weit vor dem herr der ringe 2 [die zwei türme] anführte, hallt bis heute nach und lässt noch manchen possierlichen comichelden den weg in fleischliche hüllen auf celluloid finden.

generell ist das genre der comicverfilmungen von klischees durchtränkt. will man ein superheld werden, so bleiben einem nicht viele möglichkeiten der lebensgestaltung. gemäß dem von stan lee und marvel comics tradierten bild, werden zwei typen von menschen superhelden. der erste typ führt in erster linie ein langweiliges leben, ihn bekleidet mitunter ein biedermeier working class hero dasein mit regulärem büroalltag und druck von oben. dieser typ entkommt dem termin- und leistungsdruck seines umfeldes durch einfache unachtsamkeit im zusammenspiel mit tieren, gangstern und mit chemischen substanzen, deren erprobung an menschen [noch] nicht geplant ist. der zweite typ ist in erster linie wissenschaftler, höchst umstritten aber pikanterweise auch genial. man nannte typen wie ihn früher auch hexer oder alchemist, aber so selbstlos wie er ist schaden seine experimente fürs erste nur ihm selbst.
gewiss, ein dritter typ wäre der, der aufgrund von an- und einlage, also als außerirdischer stählerner typ der nur mit kryptonid probleme bekommt, oder auch als schwerreicher fledermausfreund mit ermordeten eltern sein "vermögen" für heldentaten nutzt. übrigens verhält es sich mit der adelung zum superbösewicht ähnlich.

es dürfen sich hier keine sinnfragen stellen, der logik entbehrend handelt es sich bei den angesprochenen superheroen um nichts weiteres als moderne fabeln. billigend müssen abstriche bei verflimungen im dialogischen und dramaturgischen bereich gemacht werden. die sinnliche erfahrbarkeit, das "einweben" in die welt des charakters und die stimulanz der eigenen phantasien und sehnsüchte stehen im vordergrund eines jeden comics. ein hauptlieferant dieser stimulanz ist der charakter selbst. und diese wurden in unendlichen scharen seit mehr als einem halben jahrhundert von unzähligen künstlern und zeichnern bereitgestellt. die filmindustrie, insbesondere die im marvel heimatland ansässige hatte eigentlich nur die qual der wahl sich des breitenmediums comic gezielt anzunehmen.

früh übte man sich, als sich 1966 mit "batman the movie" der ersten comicfigur filmisch genähert wurde. dieser "held in strumpfhosen" verstand es zensiert von comicsprechblasen [KAWOOM!, CHING!] tüchtig zuzuschlagen gegen das unrecht in gotham city. die adaptierten serien erreichen noch bis heute kultstatus und sind weltweit bekannt. mit superman, verkörpert durch christiopher reeve, zollte hollywood 1978 dem weltweit bekanntesten superhelden tribut. drei weitere filme folgten bis 1987, für das jahr 2006 ist "superman returns" angekündigt. der dritte weltbekannte comicheld spiderman, etablierte sich zwar früh als zeichentrickserie [1967], schloss zu den verfilmten "kollegen" aber nur verhalten in form von TV-Filmen ab 1978 auf. immer wieder zog man es vor den spinnenmann animierte und als serie zu präsentieren, zuletzt 1994. durch seine neuauflage im jahre 2001 [kinostart 2002] schwang er sich mit einem kassenschlager und erstaunlich guten, dem genre kaum entsprechenden kritiken zu dem platz nummer eins unter den superhelden. den tricktechnischen wettkampf hatte er zeitbedingt sowieso gewonnen, hinzu kam das im diesjährigen zweiten film, der charakter sowie das leben eines superhelden ironisiert wurde, und selbstreferenziell das genre an sich in ein neues licht setzt. schaffte es spiderman 2 zwar nicht an die kassenerfolgen seines vorgängers anzuschliessen, so ist ihm aber hoch anzurechnen einer der tiefgründigsten filme in einem eher flachen filmgewässer zu sein. ein dritter teil steht aus im jahre 2007.

der erste comic boom der siebziger jahre verflachte aber zunehmend zum ende des jahrzehnts, mitunter lag das am aufbegehren des verwandten aber weit fantastischeren science fiction filmgenre. niemand anderes als tim burton schaffte es im jahre 1989 mit seinem batman - und dem wohl herausragendsten superbösewicht jack nicholson als "joker" - ein weiteres strohfeuer des trends zu entfachen. weitere sequels der fledermaus folgten und integrierten randcharaktere wie robin, batgirl , bösewichte wie "mr. freeze", "pinguin", den "riddler" und oh ja auch catwoman - in blonderen aber auch weitaus böseren licht.

hollywood, die gegenwelt eigentlich eines tim burtons, wagte sich in den neunziger jahren mit mäßigem erfolg an charakter die wegen ihrer unpopularität mehr spielraum erlaubten. heraus kamen eindimensionale racheengel streifen wie "the crow" [1994], "spawn" [1997], "the shadow" [1994] oder auch kümmerliche kinderfilmchen wie "inspector gadget" [1999] . zugegeben, die krähe verlieh vor allem in bereich der inszenierung mit mächtigen kamerafahrten über häuserdächer und surreal anmutenden stadtbild dem genre zu neuem glanz, leider aber auch zu allzu übernommenen richtlinien. ihr erfolg konstituierte sich aber vornehmlich aus der makaberen eskapade, das ihr hauptdarsteller brandon lee [sohn von bruce lee] bei dem dreh einer schiesserei echtes und tödliches blei in empfang nehmen musste.

man sollte aber nicht zu sehr diese filme in die kritik stellen, denn verglichen mit dem was uns nach dem post-spiderman hype zugemutet wurde, sind diese filme naive meisterwerke. die dollarzeichen blinkten allzu stark in den augen von hollywoods produzenten. ein weiterer goldesel war 2002 geboren, schnell musste man stan lee und marvel kontaktieren um zu erfahren, welche rechte zu welchen konditionen ersteigerbar wären. Und im Monatstakt schossen die superhelden auf das celluloid oder kamen wie die "megapack helden" um professor x, magneto und wolverine im sequel zurück [x-men 2, 2003].

bemerkenswert auch die wenig beliebt oder bekannten helden die sich in rasanten 90 minuten vom papier in menschliche hüllen verpacken liesen. Der "Trauteufel", auch als "daredevil" bekannt und damit die wohl größte synchron fehlleistung der deutschen nachkriegsgeschichte, wartete mit enormen behinderungen auf, er konnte nicht sehen, dafür aber fledermausgleich bewegungen hören. Der punisher [2004] konnte in erste linie einstecken und austeilen, als eine art kreuzung von mel gibson, bud spencer und dem stereotyp eines englischen fussball hooligan. sinn machte es nicht, macht auch nichts, sollte es nicht. der name war programm und leider fehlte es auch sonst an comicästhetik.

bevor man aber - wie einleitend erwähnt - catwoman als tiefsten fehlgriff für eine verfilmung aufgreift, muss noch mahnend auf den grünen kraftprotz hulk [2003] hingewiesen werden, der immer noch mit abstand den status der schlechtesten comic verfilmung aller zeiten besitzt. die grünen hormone hatten hier wohl auch den übereinsatz von comupteranimationen gefördert. dennoch hatte der charakter weit mehr prestige als die katzenfrau und machte immerhin in den ersten 15 minuten neugierig.

bleibt abzuwarten welche charaktere neben angekündigten sequels [x-men 3, spiderman 3] noch auf die leinwand prallen werden. der "einsame cowboy" lucky luke ist für das nächste jahr angekündigt, und wäre ein captain america nicht genau dieses jahr passend für den wahlkampf der republikaner in den usa?

[jw]



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CATWOMAN Halle Berry
CATWOMAN Michelle Pfeiffer
SPIDERMAN 2002
BATMAN Kultserie aus den 60ern
X-Men in natura
WOLVERINE mensch vs. zeichnung