"humankapital" - das unwort des jahres 2004 steht fest

[18.01.2005]


das unwort des jahres 2004 kommt aus der wirtschaft. mit "humankapital" wurde ein wort ausgewählt, was in ähnlicher form schon einmal gewählt worden war.
mit der wahl zum unwort des jahres ist die dritte öffentlichkeitswirksam wahl mit dem thema sprache für das jahr 2004 abgeschlossen. zuvor waren schon das wort des jahres, sowie der "sprachpanscher" des jahres gekürt worden. jede der drei wahlen hat dabei eine ganz unterschiedliche zielsetzung. ist die wahl zum wort des jahres recht allgemein gemeint, geht es beim sprachpanscher des jahres und beim unwort des jahres um sprachkritik.

seit 1991 wurde regelmäßig in jedem jahr ein unwort des jahres gesucht. bei der aktion kann jeder im vorfeld seine vorschläge einreichen. ausgewählt wird das unwort dann von einer jury, bestehend aus vier festen sprachwissenschaftlern und zwei wechselnden mitgliedern aus den bereichen journalismus, publizismus und schriftstellertum.
ziel der aktion ist es, sprachliche missgriffe des abgelaufenen jahres aufzudecken und einer breiten öffentlichkeit vor augen zu führen.

das in diesem jahr gewählte wort "humankapital" ist eigentlich in der wirtschaft zu finden und bezeichnet dort eine bestimmte menge an menschen, die für bestimmte aufgaben zur verfügung stehen, sei es im kreativ- oder im produktionsbereich. von der jury wird nun kritisiert, dass dieser begriff in letzter zeit nicht nur als wirtschaftlicher fachbegriff, sondern immer stärker auch im alltag benutzt wurde. der begriff degradiere menschen zu ausschließlich ökonomisch interessanten größen.

das unwort 2004 wirkt fast wie die kapitalistisch moderne form des unwortes des 21. jahrhunderts, zu dem 1999 der begriff "menschenmaterial" gewählt worden war. dieses wort, schon im 19. jahrhundert von karl marx erstmals benutzt, entfaltete seine ganze menschenveranchtende bedeutung in den jahren des ersten und zweiten weltkriegs. in dieser zeit wurden soldaten vielfach nur als "menschenmaterial" in einer unmenschlichen materialschlacht gesehen, das man dem feind entgegenwerfen konnte.

wie nah sich wort und unwort eines jahres teilweise kommen zeigt sich auch in diesem jahr wieder deutlich, wurde doch mit "hartz IV" ein begriff zum wort des jahres gewählt, den einige wohl auch gerne als unwort des jahres gesehen hätten. schließlich wurde diese wortschöpfung neben "ein-euro-job" am häufigsten als unwort vorgeschlagen. hier muss jedoch angemerkt werden, dass es sich beim wort des jahres nicht zwingend um ein positives wort handeln muss. vielmehr werden hier begriffe und ausdrücke gewählt, die den sprachgebrauch des zurückliegenden jahres maßgeblich beeinflusst haben, egal ob positiv oder negativ.

den preis "sprachpanscher des jahres 2004" kann sich der intendant des zdf, markus schächter, an die brust heften. er wird für die namen im zdf programm gerügt. mit sendungstiteln wie "history" oder "webcam nights" versuche er einem vermeintlichen zeitgeist hinterherzulaufen, heißt es in der öffentlichen begründung.
zum sprachpanscher des jahres werden seit 1997 die menschen des öffentlichen lebens gewählt, die in unangemessener weise anglizismen oder das berüchtigte "denglisch", eine mischung aus deutsch und englisch, in den allgemeinen sprachgebrauch einbringen.

ab jetzt heißt es also wieder, auf ein neues. was werden die wörter und unwörter des jahres 2005, wer wird der sprachpanscher des laufenden jahres? die nächsten 11,5 monate werden dies sicherlich klären.

[mw]



gesellschaft für deutsche sprache (wort des jahres)
verein deutsche sprache e.v. (sprachpanscher des jahres)
unwort des jahres


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