Us3 - questions

es gibt bands, deren ruhm auf einem großen hit beruht. zu diesen formationen gehört wohl auch Us3. folgt auf diesen großen hit nichts mehr, kann man getrost von einem one hit wonder sprechen. zu dieser gruppe wiederum ist Us3 nicht zu zählen.
der kommetenhafte aufstieg der gruppe um den londoner produzenten geoff wilkinson begann im jahre 1994 mit dem welthit "cantaloop (flip fantasia)", einem remix von herbie hancocks stück "cantaloupe island". das stück war das ergebnis zahlreicher remixe von jazz, funk und soul klassikern aus dem archiv des labels "blue note".
auf eben jenem label erschien mit "hand on the torch" auch das erste album von Us3, was sich allein in den usa eine million mal verkaufte. von einem one hit wonder kann also keine rede sein.

aber dennoch lassen Us3 ihren ersten großen hit nicht los. zehn jahre sind vergangen, seit "cantaloop (flip fantasia)" weltweit in die charts gestürmt ist. zwei weitere alben sind erschienen, die band hat sich immer wieder umgeformt, einzige konstante war produzent und mastermind geoff wilkinson. und eben der song cantaloop, der auf dem neuen, mittlerweile vierten album, "questions" gleich in zwei neuen versionen auftaucht, zum einen ganz regulär als soul mix, zum anderen im bossa mix als bonus track.

in der vergangenheit spielt das album deshalb noch lange nicht, vielmehr spielt es mit ihr.
schon der erste, introhafte track heißt wohl nicht zufällig "a new beginning". schon hier wird die stimmung vermittelt, die sich durch das gesamte album ziehen wird. die cd verströmt, bis auf wenige ausnahmen, eine ganz besondere ruhe, wirkt im ergebnis gänzlich unaufgeregt. dazu tragen sicherlich die beiden vokalisten bei, die die tracks mit gesangs- bzw rapeinlagen würzen. sowohl die gebürtige südafrikanerin mpho skeef aus london, als auch der new yorker rapper reggi wyns vermeiden jegliche negative spannung und passen sich damit in das musikalische gesamtbild des albums ein.

will man einen namen für dieses musikalische gesamtbild finden, so trifft nu jazz wohl mehr zu, als etwa hiphop, passen würde aber wohl nur eine mischung aus beidem einschließlich weiterer einflüsse, vor allem aus dem südamerikanischen raum.
da treffen die trompetenklänge eines chris storr und die saxophonmelodien eines ed jones auf die pianosounds von mike gorman und neil angilley. alles wird zusammengeführt und mit beats im hiphop style unterlegt von geoff wilkinson.

richtig aus der reihe fällt eigentlich nur "can you feel it", scheint er sich doch etwas gegen die innere ruhe von "questions" zu stemmen. zwar findet sich auch hier der entspannte sound in form einer locker leichten flöte wieder, diese wird jedoch umwoben von sounds, die eher in eine andere richtung weisen. die vokals von reggi wyns wirken eine spur aggressiver und schneller, der groove ist ein gehöriges stück härter und der basslauf brummt und dröhnt mächtiger aus den boxen, als bei den anderen tracks des albums.

irgendwie auf der grenze zwischen ruhe und tempo stehen "the truth" und "goodbye". zwar dominiert in ersterem wieder die ruhige stimme von mpho, sie wird aber angetrieben von einem beat, der alles andere ist als ruhig oder gleichmäßig. dazwischen stoßen immer wieder die trompetenklänge von chris storr. "goodbye" dagegen führt beide vokalisten zusammen. mpho wartet hier jedoch nicht mit gesang, sondern wie reggi wyns ebenfalls mit raps auf, was der stimme zwar nicht ihre ruhe, doch aber etwas ihre enspannte wirkung nimmt. dass das durchaus gewollt ist, zeigt sich an den latin anmutenden trompenten im hintergrund, die jene verlorene entspannung spielend auffangen.

den abschluss des albums bildet mit "the healer" eine hommage an geoff wilkinsons kleine tochter asa. neben den beiden zuvor schon genannten blasinstrumenten taucht hier die gitarre des nigerianers femi temowo auf. als instrumentalstück gehalten bildet es einen runden abschluss für ein album, was nicht nach dem ersten hören alle seine trümpfe ausgespielt hat. vielmehr wächst es mit jedem hören weiter. die entscheidung von geoff wilkinson, auf jeder platte andere vokalisten zu nehmen wirkt sich ebenso positiv auf die wandlungsfähigkeit der Us3 musik aus, wie die vielen stile, die darauf zu hören sind.

ein insgesamt sehr gelungenes album, was es eigentlich nicht nötig gehabt hätte, zwei, wenn auch sehr schöne, cantaloop versionen als zugpferde mit aufnehmen zu müssen. die gegenwart spricht für sich und hätte der vergangenheit nicht bedurft.




can u feel it || the healer || why not?



keine frage, geoff wilkinsons mischung aus hiphop, nu jazz, latin und r'n'b passt

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mw]



Release: 18.10.2004 ::: Label: Us3.com ::: Vertrieb: Groove Attack

publiziert am: 02.11.2004







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