die raketen - ahoi


wer sich vor zwei jahren zumindest gelegentlich in einem club aufgehalten hat, wird an den raketen schon damals nicht vorbei gekommen sein. es war der beginn des jahres 2003 als das lied "tokyo, tokyo (...ey mädchen)" von den plattentellern der djs über die boxen der clubs in die ohren und beine der menschen transportiert wurde. normal war dieser song nicht, ließ er sich doch in keinen der gängigen stile einordnen.

es war ein neuer sound, irgendwie bekannt zwar, aber auch irgendwie nicht. kein wunder also, dass sämtliche versuche, dem kind einen namen zu geben fehlschlagen mussten.
hinter diesem song standen "die raketen" und die raketen machen eben weder electronic country rock noch electroclash, nicht wirklich jedenfalls. gerade das ist es auch, was "die raketen" so spannend macht, das fehlen jeglicher konkreter benennungsmöglichkeit. warum auch sollte zwanghaft sofort alles in eine schublade gesteckt werden, was das schwache licht der clubs erblickt.

so umweht die musik der raketen die mystik des benennungslosen und passt damit perfekt in das bild, was "die raketen" von sich selbst zeichnen. die erste band, die auf dem mond spielt wollen sie sein. ein hohes ziel, im wahrsten wortsinne, jedoch derzeit von keiner anderen band der welt erreicht. träume haben "die raketen" also, so sollte es auch sein für eine band, die mit ahoi gerade ihre debütscheibe herausgebracht hat.

zu finden ist auf diesem album all das, was man auf dem debütalbum der raketen zu finden gehofft hat. natürlich taucht ihr erster hit auf, auch "i like plastique", die dritte vinylveröffentlichung der berliner ist enthalten. "ahoi" zeigt aber, dass das nicht alles gewesen ist, was in mickey due champ, sandokan und janni gagarin alias "die raketen" steckt.

schon die ersten beiden tracks geben die richtung vor. das intro erhofft sich, vermittelt durch eine rauchige frauenstimme viel spaß um dann direkt in "the sound für zwischendurch" über zugehen. 'this is the sound of the underground' heißt es darin, eine festellung, die wohl als wegweisend für das gesamte album aufgefasst werden kann. zwar fühlt man sich durch die leicht verzehrte stimme und den tonfall unweigerlich an "sportfreunde stiller" und "ich roque" erinnert, wird von diesem weg aber schnell wieder in eine andere richtung geführt.

diese richtung zu benennen, daran sind, wie erwähnt, bisher alle gescheitert, so scheint der einzige weg in der beschreibung zu liegen. so mag sich jeder selbst im anschluss überlegen, in welche interne kategorie die raketen nun gehören könnte.
da findet man lieder, die so eindeutig akkustische instrumente benutzen, dass es fast schwerfällt sie als elektronische musik zu bezeichnen. dann aber, bei näherem hinhören, entdeckt man geräusche, die unmöglich ohne die hilfe eines synthies oder computers enstanden sein können. auch tauchen, nicht nur in den kurzen zwischensequenzen des albums wie etwa "airport", immer wieder samples in den liedern auf.

hat man sich dann irgendwie darauf eingestellt, dass es sowohl rock- als auch elektronische elemente gibt, dann taucht wieder etwas anderes auf. zum beispiel eine hammond orgel im stück "ruf an", der vom text fast wie eine parodie auf "mambo no 5", den sommerhit von lou bega wirkt.

so richtig ernstzunehmen scheinen sich "die raketen" textlich sowieso nicht. neben der beschreibung des vergeblichen wartens auf den anruf der discobekanntschaft in "ruf an" geht es um dinge, die man haben will, aber nicht haben kann, weil man immer die dinge haben möchte, die man gerade nicht hat in "ich will" oder um die schlagwortartige beschreibung dessen, was von einer clubnacht übrigbleiben kann in "the sound für zwischendurch".

so ist es das zusammenspiel all dieser elemente, der über allem schwebende songcharakter, der die musik der raketen ausmacht. um sie zu beschreiben kann man nur ihre elemente benennen, um sie zu verstehen wird man sie wohl hören müssen. "ahoi" war mit sicherheit nicht das letzte, was wir vom berliner trio "die raketen" gehört haben. der tank scheint noch voll, "die raketen" bereit für neue taten. und wer weiß, vielleicht findet die offizielle release party zum zweiten album von "die raketen" schon auf dem mond statt. auszuschließen ist nichts.




the sound für zwischendurch || ruf an || in memory



die raketen heben ab in den himmel, dass alles, was schnell hochsteigt auch schnell wieder runterkommt, wird hier wohl nicht zutreffen

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mw]



Release: 25.10.2004 ::: Label: Low Spirit ::: Vertrieb: BMG

publiziert am: 11.11.2004







freq nasty - bring me the head of || high contrast - high society





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